Chronik
Aus der
Chronik
Man kann es durchaus als erstaunlich bezeichnen, dass eine so kleine Gemeinde wie Gnadenwald schon vor 239 Jahren eine eigene Musikkapelle besaß.
Ausschlaggebend für die Gründung der Kapelle war die Gestaltung und Umrahmung kirchlicher Anlässe, die auch heute noch einen wichtigen Bestandteil des Vereinslebens darstellen.
So ist aus mündlichen Überlieferungen bekannt, daß ein Kaplan von St. Martin namens Buchruter († 1815) eine Musikkapelle für Prozessionen ins Leben rief.
Nach einer solchen Prozession, so berichtet J. Mair in seinem historischen Roman über den in Gnadenwald geborenen Josef Speckbacher, spielten die Musikanten unter den Lindenbäumen beim Gungglwirt auf, als es zwischen ihnen und den Schützen zu einem Streit über die Treffsicherheit ihres Hauptmannes Josef Speckbacher kam.
Aus dieser Anektote lässt sich erahnen, dass es schon zu dieser Zeit eine freundschaftliche Rivalität zwischen Schützen und Musikkapelle gab.
Der erste namentlich bekannte Kapellmeister der Gnadenwalder Musikkapelle war ein gewisser Georg Pfurtscheller, vulgo Musik-Jörg. Er war ein Absamer und ob seiner musikalischen Fähigkeiten in der Region sehr bekannt.
Pfurtscheller wurde vom „Pulverer“ angestellt, der sich aufgrund des einträglichen Geschäfts mit der Herstellung von Schießpulver ein solches Engagement leisten konnte.
Der neue Kapellmeister übernahm nicht nur die Führung der Musikkapelle sondern war auch für die Ausbildung neuer Musikanten verantwortlich.
Der nächste Kapellmeister war der Schullehrer Josef Werl, ein ausgezeichneter Organist dessen musikalisches Wissen soweit ging, dass er auch einige Märsche selbst komponierte.
War bisher die Musikkapelle hauptsächlich für die Kirchenmusik verantwortlich, schaffte der folgende Kapellmeister Alois Hundegger eine solche Leistungssteigerung, dass zahlreiche Einladungen der umliegenden Gemeinden zur Gestaltung von Konzerten erfolgte.
Eine dieser Einladungen kam vom Lodronischen Hof in Innsbruck, der die Kapelle als Gegenleistung mit 15 Gulden belohnte. Weiters wurden die Reisekosten übernommen und jeder Musikant wurde zu 2 Würsteln und einem Liter Bier eingeladen.
Nachdem Alois Hundegger ein Gutspacht in Amras übernahm und daher das Amt nicht mehr weiterführen konnte, wurde Johann Unterberger vulgo Pulverer Hansl der nächste Kapellmeister. Da er bei der Walderbrücke wohnte und ihm der Weg nach Gnadenwald zu mühsam wurde, verließ er aber bald darauf wieder die Kapelle. Er zog gemeinsam mit seinen Brüdern einige Zeit später nach Wattens um und war dort Mitbegründer der Rettenberger Musikkapelle. Die Chronik der Rettenberger berichtet, dass der anfängliche Mangel an Instrumenten und Noten zum Teil durch die Unterstützung der Gnadenwalder Musikkapelle ausgeglichen wurde.
Der Abgang dieser guten Musikanten schwächte die Musikkapelle natürlich merklich. Um 1900 übernahm der damalige Bürgermeister Josef Klingler, Pfigelerbauer, die Leitung des Vereins und sorgte durch gewissenhafte Nachwuchsarbeit, dass die Kapelle bald wieder mit einer Stärke von 30 Mann aufmarschieren konnte
Durch seine Übersiedelung nach Mühlau übernahm Josef Posch vulgo Glaser Seppl den verwaisten Posten. Posch war Klarinettist und galt als ausgezeichneter Musikant. Angeblich war er aber als Führungsperson zu nachlässig. Auch er übersiedelte nach Mühlau und Franz Kapeller, Farbentaler Bauer genannt, übernahm das Kapellmeisteramt.
Es wird berichtet, dass er durch seine umgängliche Art bei den Musikanten sehr beliebt war und unter seiner Führung der Verein einen großen Aufschwung erlebte. 1914 musste er jedoch zum Landstrum nach Serbien einrücken. Von dort kam er nie mehr zurück.
Die Zeit während des Krieges war auch für die Musikkapelle eine harte Probe. Zahlreiche Musikanten mussten einrücken, viele von ihnen fielen auf den Schlachtfeldern. Ausrückungen waren kaum mehr möglich. Sebastian Müller vulgo Poschnwast übernahm nach längerem Bitten und Fragen einiger Musikanten die Kapelle.
Sein Hauptaugenmerk galt der Ausbildung der Jungmusikanten, um den stark dezimierten Verein wieder auf eine ordentliche Stärke zu bringen.
Die Überlieferung erzählt, dass Sebastian Müller angeblich ein sehr strenger Musiklehrer gewesen sein soll, dem kein Fehler entging und der nicht selten zu unorthodoxen Methoden griff, um den Schülern die Musik näher zu bringen.
Vielleicht gerade wegen seiner unkonventionellen Art der Führung verzeichnete die Musikkapelle in seiner Ära einen großen Aufschwung.
Zu dieser Zeit wurden die Musikanten das erste Mal mit der Speckbacher Tracht ausgestattet.
Nachdem Müller sein Amt zurücklegte, folgte ihm Johann Abfalter, Koglerbauer, als Kapellmeister. Infolge der Verhältnisse während des 2. Weltkrieges wurde Abfalter vorübergehend über Weisung des damaligen Bürgermeisters von Josef Kruckenhauser als Kapellmeister abgelöst. Dieser galt als hervorragender Musikant und war sogar Mitglied der Kaiserjägermusik in Wien.
Nach Ende des 2. Weltkrieges übernahm Abfalter wieder die Leitung. Am 20. April 1946 folgte ihm Sepp Innerebner im Amt. Auch der 2. Weltkrieg hat seine Spuren hinterlassen. So waren viele Instrumente, die dem Militär zur Verfügung gestellt werden mussten in sehr schlechtem Zustand. Mit viel Idealismus und persönlichem Einsatz ging der neue Kapellmeister ans Werk und es gelang ihm schnell, die Musikkapelle wieder auf Vordermann zu bringen. Man kann sich gut vorstellen, dass diese Aufgabe gerade in der Nachkriegszeit eine sehr schwierige war. Im Jahr 1946 wurde auch der erste Musikausschuss ins Leben gerufen. Obmann war damals Adolf Schiestl und Kassier Hans Kerscher. Weiters im Ausschuss vertreten waren Simon Unterberger und Hans Riedmüller.
1959 wurde die Musik mit einer neuen Tracht ausgestattet.
Im Jahr 1965 konnte durch die Unterstützung der Gnadenwalder Bevölkerung, dem Land und Kommerzialrat Daniel Swarovski neue Musikinstrumente angeschafft werden. Somit war es möglich, dass man als letzte Kapelle des Bezirkes von der hohen auf die tiefe Stimmung umstellen konnte.
Erst seit 1949 wurde ein eigenes Probelokal im Feuerwehrhaus eingerichtet. Früher wurden die Musikproben beim Gungglwirt oder im Schulhaus abgehalten. 1969 wurde das Probelokal im Feuerwehrhaus in Eigenregie umgestaltet.
Sepp Innerebner führte die Kapelle über 36 Jahre und gab seinen Taktstock erst 1982 an den in Kolsaß wohnenden Albert Theis weiter. Anläßlich des Frühjahrskonzert 1990 wurde Sepp Innerebner zum Ehrenkapellmeister ernannt. Sein Wirken und Bemühen um die Musikkapelle ist auch heute noch allgegenwertig.
Albert Theis führte die Kapelle von 1983 bis 1986. Im Herbst 1986 legte er sein Amt nieder. Ihm folgte der Milser Heinz Zanesco, der von 1986 bis 1999 Kapellmeister der Musikkapelle Gnadenwald war. Heinz Zanesco war als Kapellmeister vor allem wegen seinem kameradschaftlichen Umgang mit den Musikanten sehr geschätzt.
Während seiner Zeit wurde das erste Frühjahrskonzert 1990 im Wiesenhof abgehalten. Früher hielt man das erste Konzert im Vereinsjahr im Gungglwirt nach der Herz Jesu Prozession ab.
Heinz Zanesco war es auch, der das mittlerweile nicht mehr wegzudenkende Kirchenkonzert in der Adventszeit einführte. Es stellt heute mit dem Frühjahrskonzert einen der beiden Höhepunkte des Vereinsjahres dar.
Von 1999 bis 2013 lag die Leitung der Kapelle in den Händen des aus Rum stammenden Michael Hölbling.
Er war lange Zeit Mitglied der Militärmusik Tirol und ist Bezirksstabführer des Musikbezirkes Hall.
Der ausgezeichnete Musiker nützt sein Talent auch dahingehend, dass er selbst Musikstücke arrangiert und komponiert. So schrieb er für die Musikkapelle den Gnadenwalder Marsch.
Er strebte ständig danach, das musikalische Niveau der Kapelle zu heben, schaut gleichzeitig aber auch darauf, dass die Kameradschaft nicht zu kurz kommt. Ein Zeugnis seiner guten Arbeit war das Erreichen des Finales zum Tiroler Blasmusikpreis 2002.
Seit 1998 im Amt ist der derzeitige Obmann Hannes Knapp.
Durch seine zielstrebige Führung des Vereins wird er bei Jung und Alt sehr geschätzt. Das gute Klima in der Kapelle ist sicherlich auch ein Verdienst seiner Tätigkeit. Hannes Knapp war es auch, der die beiden verdienten Musikanten Ander und Luis Knapp anlässlich des Frühjahrskonzertes im Mai 2003 zu aktiven Ehrenmitgliedern ernannte. Im Jahr 2004 wurde auch unser langjähriger Obmann Franz Knapp zum Ehrenobmann ernannt. 2005 findet anlässlich des 225 jährigen Bestandsjubiläums das Bezirksmusikfest in Gnadenwald statt.Das Jahr 2008 ist wieder ein Meilenstein für die Speckbacher Musikkapelle Gnadenwald. Das 1949 bezogene Probelokal im Feuerwehrhaus, welches 1969 und zuletzt 1980 renoviert und adaptiert wurde, erfüllte die Anforderungen vor allem in platztechnischer Hinsicht nicht mehr. So wurde der bestehende Schulhaus-/Kindergartenbau um ein modernes Probelokal erweitert. Den nunmehr über 50 musizierenden Mitgliedern steht ein 140m2 großer, modernst ausgestatteter Probenraum zur Verfügung. Kameradschaftsraum, Registerproberaum, ein großzügiges Notenarchiv und Lagerräumlichkeiten lassen keine Wünsche mehr offen. Am 27.04.2008 konnte dort die erste Probe abgehalten werden. Das neue Probelokal war auch der Grund, warum nach 2005 im Jahr 2009 erneut ein Bezirksmusikfest in Gnadenwald abgehalten wird.